Auflösung
Die Allgemeine Meinung in der Fotografie ist, dass die Anzahl der Pixel auf einem Sensor identisch mit der Auflösung ist. Es wird meist von der Auflösung eines Sensors gesprochen, wenn man über die Anzahl der Pixel spricht. Dies ist aber nicht der Fall.
Um den Unterschied zwischen Pixelanzahl und Auflösung zu verdeutlichen hier ein einfaches Beispiel. Nehmen wir mal an, du willst das folgende Objekt reproduzieren.
Hat man nun relativ große Pixel kann die Form nur unzureichend dargestellt werden (Bild 1), werden die Pixel kleiner, kann auch die Form besser reproduziert werden (Bild 2) und verkleinert man die Pixel noch weiter, kann die Form beinahe perfekt dargestellt werden. Die Auflösung ist dann ausreichend.
Die Pixelanzahl ist dabei nicht ausschlaggebend, sondern die Pixelgröße. Werden die Pixel kleiner, wird allerdings das Bildrauschen erhöht, das haben wir ja oben bereits gesehen. Es ist am Ende also immer eine Abwägung, ob die Auflösung erhöht werden kann oder das Bildrauschen, durch eine höhere Pixeldichte, zu hoch wird. Im oberen Beispiel hat die Sony A6000 eine höhere Auslösung als die Sony A7II.
Schärfentiefe
Vielen Fotografen ist es auch wichtig, dass die Kamera eine möglichst geringe Schärfentiefe erreichen kann, damit ein Objekt vom Hintergrund freigestellt werden kann. Dadurch kann man in einem Bild die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die wichtigen Bereiche im Bild lenken. Die Meinung, dass der Grad des erreichbaren Freistellungseffekt, von der Sensorgröße abhängig ist, ist weit verbreitet. Dies wird auch durch viele Berichte und Tests bestätigt, die immer wieder durch Vergleichsaufnahmen verschiedener Kameras aufzeigen, dass ein größerer Sensor zu einer geringeren Schärfentiefe führt.
Schaut man sich die Formel für Schärfentiefe an, kommt dort allerdings die Größe des Sensors nicht vor. Woher kommen dann aber die Ergebnisse der Berichte und Tests, die zeigen, dass ein größerer Sensor eine geringere Schärfentiefe erzeugen kann, als kleinere Sensoren?
Vergleich mit identischen Ausgangsvorraussetzungen
Um dem Ganzen auf den Grund zu gehen habe ich wieder die Sony Alpha 6000 und die A7 II genommen. Außer der verwendeten Kamera wurden alle Faktoren, wie Abstand, Blende, Belichtungszeit und Objektivbrennweite gleich gelassen.
Vergleicht man die Ergebnisse, sieht man an den Haaren und dem Kopfschmuck, dass die Schärfentiefe beider Kameras identisch ist. Zur Erinnerung der Unterschied in beiden Bildern ist nur die Sensorgröße, alle anderen Faktoren waren gleich. Das Experiment zeigt also, dass die Sensorgröße keinerlei Einfluss auf die Schärfentiefe hat.
Schlussfolgerung vieler Tester
Aus diesem Grund kommen dann viele Tester zum Schluss, dass ein Kleinbildsensor eine geringer Schärfentiefe erreicht als ein kleinerer?
Schaut man sich die Vergleiche an, ist zu sehen, dass immer versucht wird, dasselbe Bild und denselben Ausschnitt zu fotografieren. Daraus resultiert, dass bei einem kleineren Sensor eine kürzere Brennweite verwendet werden muss. Schaut man sich die Ergebnisse unter diesen Voraussetzungen an (es werden die zwei Faktoren, Brennweite und Sensorgröße verändert), sieht es wie folgt aus.
Das Bild, welches mit dem kleineren Sensor und der kürzeren Brennweite aufgenommen wurde, weist eine größere Schärfentiefe auf. Die Brennweite ist also der entscheidende Faktor für die Schärfentiefe. Nur wenn man, mit den beiden Kameras, das identische Bild machen möchte, gibt es einen Vorteil im größeren Sensorformat. Stellt sich nur die Frage, wieso wir als kreative Fotografen immer dieselben Bilder anstreben, anstatt die kreativen Möglichkeiten der einzelnen Formate zu Nutzen zu machen.
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